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Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage

Bereits in einem früheren Beitrag habe ich über die Kompetenzentwicklung durch das freiwillige Engagement in der Schule berichtet. Heute möchte ich das Service Learning nicht unter dem Aspekt der Entwicklungshilfe betrachten, sondern den Fokus auf die Förderung des friedlichen Zusammenlebens in einem Land der kulturellen Vielfalt legen.

Momentan sind Sommerferien und dennoch überlege ich bereits, wie ich die schrecklichen Ereignisse der vergangenen Wochen im Unterricht thematisieren soll. Anschlag in Nizza, Amoklauf in München, Selbstmordattentat in Ansbach… Die schockierenden Nachrichten häufen sich, die Stimmung ist gedrückt und die Angst irgendwie doch allgegenwärtig. Ich verstehe, dass die Angst auch gleichzeitig Unmut in der Gesellschaft erzeugen kann, aber vor allem habe ich Bedenken, dass genau diese Stimmung dazu beiträgt, Menschen grundlos zu verurteilen und gedankenlos zu handeln.

Die aktuellen Ereignisse zeigen, wie wichtig es ist, Kinder und Jugendliche in das gesellschaftliche und politische Leben einzubeziehen und sie zu selbstständigem Urteilen und verantwortlichem Handeln zu befähigen, damit sie auch zukünftig in ihrer Rolle als mündige Bürger Meinungsbilder hinterfragen, politisch interessiert agieren und sich engagieren. Durch das Lernen durch Engagement erfahren die Schülerinnen und Schüler, dass ihre aktive Arbeit geschätzt und gebraucht wird. (Vgl. Sliwka, Anne, „Freiwillig hätte ich das nie gemacht, jetzt würde ich es sofort wieder tun“: Erfahrungen mit dem Service Learning an deutschen Schulen. Die Idee des Service Learning, in: Sliwka, Anne/Petry, Christian/Kalb, Peter E. (Hrsg.), Durch Verantwortung lernen. Service Learning: Etwas für andere tun, Weinheim und Basel 2004, S. 35.)

Selbstverständlich werden gesellschaftlich und politisch relevante und vor allem aktuelle Thematiken im Unterricht besprochen, dennoch ermöglicht der Projektunterricht eine intensive und ganzheitliche Auseinandersetzung mit den Inhalten.

Ein Projekt, welches ich in diesem Zusammenhang kurz vorstellen möchte, ist die Auszeichnung von Schulen als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“:

Die Projektinitiative ergreifen die Schülerinnen und Schüler, denn dieses Projekt ist ein Projekt von und für Schüler. Um den Titel als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ verliehen zu bekommen, müssen zuvor 70% der Mitglieder der Schulgemeinschaft ihre Unterschrift gegen jegliche Formen von Diskriminierung, Mobbing und Gewalt leisten.

Ziel ist es, das Zusammenleben in einem Land der kulturellen Vielfalt aktiv mitzugestalten, Engagement zu zeigen und sich somit gegen jede Form von Diskriminierung einzusetzen, sodass Menschen zukünftig nicht wegen ihrer Religion, politischen Einstellung, sozialen Herkunft, körperlichen Merkmale oder auch sexuellen Orientierung ausgegrenzt werden. (Vgl. <http://www.schule-ohne-rassismus.org/wer-wir-sind/10-fragen-10-antworten/>, am 09.08.2016.) In diesem Zusammenhang verdeutlicht die Projekt- und Zielbeschreibung, dass das Thema „Rassismus“ einen Schwerpunkt bildet, aber nicht vordergründig eine dominierende Rolle einnehmen muss. Es gilt, sich in erster Linie mit den bestehenden Konflikten innerhalb der Schule auseinanderzusetzen. Dies bedeutet beispielsweise, Vorurteile aufzugreifen, zu hinterfragen und abzubauen oder aber auch Gewalttaten zu analysieren und Strategien zu entwickeln, um diese zukünftig vermeiden zu können, sodass das Schulklima positiv beeinflusst werden kann.

Wir wurden vor den Sommerferien als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ausgezeichnet. Das Projektthema war zuvor im Unterricht allgegenwärtig. Sämtliche Jahrgangsstufen setzten sich inhaltlich mit folgenden Fragen auseinander: Was ist eigentlich Rassismus? Was kann ich gegen ausländerfeindliche Äußerungen tun? Wie kann ich dazu beitragen, Vorurteile abzubauen? Wie ist es möglich, Courage zu zeigen? Die Schülerinnen und Schüler überlegten, wie sie ihren Beitrag leisten können. Im Unterricht gestalteten sie schließlich ganz unterschiedliche Produkte, die nach der Verleihung der Urkunde im Rahmen einer Ausstellung besichtigt werden konnten: Denkmäler für die auf ihrer Flucht ums Leben gekommenen Flüchtlinge, Fotostorys, Kurzfilme, Collagen, Plakate, einen Wertekalender oder auch ein Musiktheaterstück.

Der Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ist eine Selbstverpflichtung für die Gegenwart und Zukunft. Die Schulen verpflichten sich, mindestens ein Mal im Jahr ein Projekt zum Thema „Diskriminierung“ durchzuführen und vor allem im Schulalltag darauf zu achten, dass diskriminierende Äußerungen thematisiert und Konflikte diesbezüglich überwunden werden.

Wie der Projekttag/die Projekttage im kommenden Schuljahr aussehen werden, muss noch mit den Schülerinnen und Schülern sowie den Kolleginnen und Kollegen abgestimmt werden. Wenn ihr vielleicht bereits ein Projekt zu diesem Thema durchgeführt oder Tipps und Anregungen habt, dann würde ich mich freuen, wenn ihr mir schreibt.

Nähere Informationen, wie auch ihr „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ werden könnt, erhaltet ihr hier.

 

Wer sich mit der Methode „Projektunterricht“ sowie dem Thema „Vorurteile/Diskriminierung/Rassismus“ auseinandersetzen möchte, für den könnten folgende Bücher interessant sein:

Oder bezogen auf Unterrichtsmaterialien: