Wer an den Lehrerberuf denkt, denkt wahrscheinlich unweigerlich erst einmal an freie Tage und Ferien. Das Lehrerleben besteht aber nicht nur aus Ferien. Leider! 😉 Natürlich haben Lehrer insgesamt betrachtet viele Ferientage. Aber mittlerweile fällt es mir besonders auf, wie sehr sich die Arbeitszeit einfach nur verschiebt. Irgendwie ist mein Beruf immer präsent und zwar auch dann, wenn man eigentlich frei hat. Der Lehrerberuf halt…
Ein spontaner Kurzurlaub
Letzte Woche Donnerstag sind wir nach Belgien gefahren. Gebucht haben wir recht spontan, weil die Urlaubszeiten nicht immer so einfach abzustimmen sind. Die Urlaubstage meines Mannes sind begrenzt und da ich mittlerweile den zweiten Band mit Unterrichtsmaterialien für den Auer-Verlag erstelle, weiß ich immer erst kurz vorher, ob ich mir das zeittechnisch erlauben kann. Dieses Mal hatte ich aber tatsächlich mit mir gerungen, weil ich noch einige Schülerarbeiten korrigieren muss.
Jedenfalls ist mir erst im Urlaub so richtig bewusst geworden, wie wir Lehrer doch die vermeintlich freien Tage nutzen müssen, um unsere Arbeit, die nunmal ganz klar auch nach der Schule anfällt, erledigen zu können. Irgendwie können Lehrer nie richtig pausieren. Im Hinterkopf ist immer die große Liste, die noch abgearbeitet werden muss.
Rund um die Uhr
Natürlich finde ich es gut, dass ich meine Zeit nach dem Unterricht überwiegend frei einteilen kann. Ich muss nicht unbedingt alles an einem Tag erledigen (zumindest nicht immer). Allerdings weiß ich auch, dass aufgeschoben nicht gleich aufgehoben ist. Heute – am Sonntag – sitze ich nun (gerade mal einige Stunden nach der Rückkehr) am Schreibtisch. Ja, ich schreibe währenddessen auch diesen Blogbeitrag, aber nur, weil ich zwischendurch auch kurz mal eine Denkpause benötige. Schließlich funktioniert man nicht immer wie eine Maschine. 😉
Also, die Arbeit von Lehrern ist immer auch dann präsent, wenn andere Arbeitnehmer mit festen Arbeitszeiten abschalten können. Mein Mann kommt zum Beispiel nach Hause und schließt gedanklich vollkommen ab. Das können wir Lehrer leider nicht immer. Nach der Schule bereite ich meinen Unterricht vor (das nimmt mal mehr, mal weniger Zeit in Anspruch) oder korrigiere Tests, Klassen- oder Kursarbeiten, bewerte Plakate oder andere Ausarbeitungen. An manchen Nachmittagen finden natürlich auch Dienstbesprechungen und Konferenzen oder Elterngespräche statt. Oftmals sitze ich also an konferenzfreien Tagen auch bis 16 Uhr am Schreibtisch. Heißt also, dass dies bereits die reguläre Arbeitszeit eines Arbeitnehmers umfasst. Dies ist vielen Menschen in meinem Umfeld leider noch nicht so recht klar…
Timing ist alles?
Seit ich aus der Elternzeit zurück bin, versuche ich, mich noch besser zu strukturieren, sodass ich auch genügend Zeit mit meiner Familie verbringen kann. Natürlich funktioniert das nicht immer so gut. Aber mittlerweile weiß ich, dass Erholung auch wichtig ist, um voller Energie die noch anfallenden Arbeiten erledigen zu können. Manchmal – und meine Schülerinnen und Schüler werden es mir hoffentlich verzeihen – lasse ich einen Stapel Korrekturen auch mal einige Tage liegen. Prioritäten halt. Das hilft mir schon, etwas Druck von mir zu nehmen. Und es gibt nunmal auch Tage, an denen ich mich nicht so gut konzentrieren kann oder zum Beispiel auch einfach keine Lust habe, zu korrigieren. Dann bereite ich halt lieber Unterricht vor oder nutze die Zeit, Termine zu vereinbaren oder Elternbriefe zu verfassen. Bisher ist zumindest immer alles rechtzeitig fertig geworden. 😉
Aber: Es gibt ja zum Glück auch einige Ratgeber wie die von Heike Frank oder Rudolf Kretschmann (Empfehlungen!), die helfen, sich mit dem Thema gezielt auseinanderzusetzen. Sie geben Anregungen, das eigene Arbeitsverhalten positiv zu beeinflussen, die Zeit effektiv einzuteilen, Prioritäten zu setzen und mit Stress besser umzugehen.
Das Lehrerleben besteht aus stressigen und auch mal nicht so stressigen Phasen – wie das in jedem Beruf so ist. Meine stressige Zeit ist vor allem am Anfang des Schuljahres, wenn beispielsweise viele Termine für die Berufsorientierung koordiniert werden müssen, und vor den Zeugnissen (also jetzt gerade *puh*). Da ich viele Lerngruppen habe, muss ich auch viele Schülerarbeiten bewerten. Ist halt einfach so.
„Lehrer haben immer frei!“
Ich liebe meinen Beruf, aber ich hoffe dennoch auch immer auf das Verständnis meiner Mitmenschen. Hin und wieder finde ich es sehr schade, dass nicht anerkannt wird, was wir Lehrer nicht nur während des Unterrichts, sondern auch nach der Schule leisten müssen (auch natürlich auch wollen).